Artikel aus der MAIN-SPITZE  vom 30.08.2011 (RÜSSELSHEIM) - von Martin Gehbard

Es ist High Noon - zwölf Uhr mittags. Im Bauschheimer Wäldchen herrscht knisternde Hochspannung. 13 Mountainbike-Nachwuchsfahrer warten auf das Startsignal - um vier Runden à 1500 Meter über Stock und Stein, Wald und Wiesen zu brettern. Cool sehen sie aus, die Kids mit ihren farbigen Schutzbrillen, bunt schimmernden Fahrradhelmen, fingerlosen Sporthandschuhen und nicht weniger professionellen, eng geschnittenen Outfits. Und erst die Räder - sogenannte Hardtails mit grobstolligen Breitreifen, robustem Alurahmen, Klickpedalen und exklusiver Vorderradfederung.

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 Zentimeter vor der Ziellinie noch abgefangen: Lokalmatador David Halfmann (rechts, SKG Bauschheim) belegte in der Altersklasse U 13 sowohl beim fünften Lauf als auch im Gesamtklassement der offenen Stadtmeisterschaft Rhein-Main den zweiten Rang. Foto: Vollformat / Volker Dziemballa

In der ersten Reihe - auf der „Poleposition“ - hat sich auch David Halfmann von der SKG-Bauschheim aufgestellt. Der Zwölfjährige startet bei der U 13, einem der sechs offiziellen Rennen für fünf bis 16 Jahre alte Cracks, die im fünften und letzten Lauf der offenen Mountainbike-Stadtmeisterschaften Rhein-Main „Schüler aufs Bike“ gefahren werden. Heute ist sein Verein Ausrichter, übrigens zum ersten Mal bei der siebten Stadtmeisterschaft, die zuvor ausschließlich von den Landeshauptstädten Wiesbaden und Mainz ausgetragen wurde.

Der Mann am Mikrophon zählt runter: „Zehn, neun, acht...“. Etwa 80 Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde halten den Atem an. Dann saust der Pulk los, tritt kräftig in die Pedale. David Halfmann ist ein großer Favorit. Gleich zwei Läufe der diesjährigen Serie hat der Bauschheimer bereits gewonnen - genauso viele wie sein ärgster Konkurrent Jonas Klodt vom TSV Engenhahn, der erst elf Jahre alt ist. Mit hauchdünnem Vorsprung vor dem Lokalmatador rast Klodt zum ersten Mal über die Ziellinie. Als die letzte Runde ansteht und Halfmann die Führung übernommen hat, erreicht die Spannung den Siedepunkt. Dann die Zielgerade - mit, so scheint’s, recht komfortablem Vorsprung von mehreren Radlängen nähert sich Halfmann der Ziellinie. Dann das Unfassbare - eine Zuschauerin schreit: „Das gibt’s doch nicht!“ -, auf den letzten Metern fängt Klodt den Bauschheimer noch ab überholt ihn und siegt mit einem gefühlten Durchmesser von einem Kinderwagenrad!

Halfmann zieht den Helm ab und schnauft erst mal tüchtig durch. Enttäuschung pur? Pustekuchen - die lässt sich der coole Junge nicht anmerken. „Ich habe Jonas zu früh überholt“, räumt er fast locker ein. Dadurch habe er es versäumt, sich in den Windschatten von seinem großen Konkurrenten zu hängen. Aber bald lächelt er wieder und freut sich richtig über die Silbermedaille, die er sich auch in der Gesamtwertung der fünfteiligen Rennserie erkämpft hat.

Keiner überspringt Paletten so perfekt wie Felix

Ganz so nervenaufreibend wie für seinen Vereinskollegen David wird das Rennen für den gleichaltrigen Felix Saborowski nicht. „Da ich aber schon am 13. Dezember 13 Jahre alt werde, fahre ich bei den Älteren mit“, sagt der Sohn des unermüdlichen Turniermanagers, Gert Saborowski, nicht ohne Stolz. Dort, in der U 15, stehen Hochkaräter in den „Startlöchern“, wovon der eine oder andere Felix Saborowski gut und gerne einen Kopf überragt. Drei Mal gilt es für die zehn Kontrahenten, einen sehr anspruchsvollen, drei Kilometer langen Rundkurs zu durchpflügen. Die besondere Attraktion für die 350 Zuschauer: Gestapelte Paletten, die es zu überspringen gilt. Übrigens, keiner machte das besser als Felix, wenn er im Endklassement auch nur auf den hinteren Rängen landete: Butterweich überflog er die Hürden, sanft und fast lautlos setzte er auf...