Saisonbericht von Dominik Dietzel zur internationalen Mountainbike-Bundesliga 2018

Ich wusste ja was mich als Lizenzfahrer erwarten wird. Mehr Runden, steilere und schwierigere Strecken, stärkere Gegner, schlechtere Ergebnisse. Nach der letzten Saison als Hobbyfahrer musste ich jedoch den Schritt zum Lizenzfahrer wagen, und mich erstmal von den gewohnten guten Platzierungen verabschieden.

Doch die Lizenz bringt nicht nur Nachteile mit sich: Sie eröffnet die Möglichkeit bei Bundesligarennen zu starten, genauer gesagt bei der internationalen MTB-Bundesliga, der höchsten Rennserie in Deutschland. International soll dabei heißen, dass auch Fahrer anderer Nationen bei den hochangesehenen Rennen an den Start gehen, um wichtige Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Diese Weltrangliste interessierte mich natürlich überhaupt nicht. Ich hatte andere Ziele: Die Strecken kennenlernen, das Rennen beenden und nicht aufgeben oder aufgeben müssen. 

 Heubach, 29. April

Das erste Rennen in Heubach enthielt den härtesten Anstieg, den ich bisher in einem Cross-Country-Rennen gesehen habe. Direkt am Start ging es in 2,2 km 220 Meter nach oben. Eine Steigung von 10 %! Oben angekommen ging es ohne große Unterbrechung bergab auf die Downhill-Strecke, die mit einem Rock-Garden, Sprüngen, Drops und Spitzkehren gespickt war. Erholen konnte man sich hier nicht wirklich. Es ist eigentlich verrückt da ohne zusätzliche Protektoren runterzufahren. Patrick Tiefel war vernünftig und ging nach der Streckenbesichtigung aus diesem Grund nicht an den Start. Richtig so. In der ersten Runde stürzte ich in einer rutschigen Passage mit 20 km/h auf eine Steinmauer und musste das Rennen abbrechen. Fazit: Rad kaputt, Dominik kaputt.

Hier ein Video von der Strecke:  https://www.youtube.com/watch?v=01LQHrmPMq8

Gedern, 13. Mai

Die Gederner Strecke kannte ich noch aus dem Hessencup 2016, jedoch hat sich einiges verändert. Für die Lizenzfahrer wurde eine Extraschleife namens Steinbruch eingebaut. Hier ging es in steilster Serpentine nach oben und einen schwierigen Trail bergab. Desweiteren wurde ein neuer Rockgarden und eine Treppe aus Baumstämmen eingebaut.

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Die Gap, an der ich vor zwei Jahren noch scheiterte, konnte ich zuverlässig springen und war deswegen kein Hindernis mehr für mich.

Nachdem ich in der Startaufstellung ganz nach hinten gestellt wurde, konnte ich im Rennen einige Fahrer hinter mir lassen. Zitat aus dem Bericht von Stefan Schöpplein: „Einen noch größeren Brocken hatte sich Dominik Dietzel vorgenommen. Er startet in der Klasse U23/Elite. Hier sind Fahrer am Start wie Max Brandl oder Georg Egger. Die findet man auch im Weltcup, absolute Top-Leute. In diesem Umfeld schlug sich Dominik tapfer, hatte noch etwas Pech mit der Technik. Finishte aber dennoch und nicht als Letzter!“

Freudenstadt, 22. September, Short-Race

An diesem Wochenende fanden gleich zwei Rennen der Bundesliga statt. In Freudenstadt wurde am Samstag das neue Rennformat Short-Track (XCC) präsentiert: Dieses enge, taktische Rennen wurde auf einem flachen 800 m Rundkurs auf dem Freudenstädter Marktplatz ausgetragen. Außer einer kleinen Treppe gab es keine fahrtechnischen Schwierigkeiten.  Die Renndauer betrug nur 25 Minuten (statt den üblichen 60-90 Minuten), in denen die Fahrer fast immer zu sehen waren. Das Rennen war somit sehr attraktiv für Zuschauer, die die Sprints und Duelle nach jeder Kurve gespannt verfolgten. Am Start stand auch Anton Cooper, der aktuell auf Rang 6 der Weltrangliste steht. Eine wirklich große Nummer! Das Rennen verlief ungewohnt gut und ich hatte immer genug Kraft in den Beinen, um nach jeder Kurve loszusprinten und die anderen Fahrer zu attackieren. Im Zielsprint erreichte ich somit Platz 13 von 20! Patrick Tiefel hatte Pech mit seiner Bremse, was ihm wertvolle Sekunden in den Kurven kostete. Er erreichte das Ziel auf Platz 18. Uns hat das neue Rennformat sehr viel Spaß gemacht und wir freuen uns schon auf das nächste XCC-Rennen.

Hier ein Video zum Rennen: https://www.youtube.com/watch?v=ZxOR9qsXFOU

Freudenstadt, 23. September

Da wir am Vortag schon die Cross-Country-Strecke besichtigt haben, wussten wir was uns erwartet. Eine technisch und konditionell sehr anspruchsvolle Strecke mit langen Anstiegen, wurzeligen Trails bergauf und steinigen Abfahrten mit unzähligen Steinstufen, die nicht zu überrollen waren, sondern gesprungen werden mussten. In der Nacht hörte es nicht auf zu regnen, sodass die Steine und Wurzeln auch noch rutschig waren. Schon direkt am Start musste ich den letzten Platz einnehmen. Es ging für 100 m eine Steigung von 50 % nach oben. Meine Beine hatten sich leider noch nicht vollständig vom Vortag erholt und ich hatte keine Kraft. Die Probleme häuften sich: Beschlagene Brille auf den Downhills, Schaltprobleme bei kurzen Anstiegen, Stürze (zum Glück in einen Heuballen) und schließlich in der vierten Runde ein Kettenriss. Wie schon in Gedern schob ich das Rad ins Ziel, diesmal aber als Letzter. Patrick, der wegen der defekten Bremse vom Vortag nicht starten konnte, erhielt während des Rennens hochinteressante Insider-Tipps von einem Mechaniker der deutschen Olympia-Siegerin Sabine Spitz.

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Nicht mehr ganz so frisch und sauber wie vor dem Rennen.

Titisee-Neustadt, 29. September, Finale

Im Gegensatz zum vorherigen Wochenende in Freudenstadt war einfach alles perfekt: Gutes Wetter war gemeldet, die Strecke war super, die Bikes in Topzustand und wir waren hochmotiviert! Beim Streckentraining am Vortag stürzte ich auf den Oberschenkel und zog mir eine schmerzhafte Muskelprellung zu. Ich entschied mich trotz der Schmerzen zu starten. Der Start erfolgte am Auslauf einer Skisprungschanze und wurde auch berechtigt „die grüne Wand“ genannt. Direkt am Start fingen die Beine schon an zu brennen, da alle Fahrer die steile Wiese hochsprinteten. Das Rennen verlief gut, obwohl ich bei einem Überholmanöver eines Konkurrenten erneut stürzte. Auch Patrick freute sich, endlich ein Bundesligarennen zu beenden. Zum Schluss erreichten wir Platz 17 und 18 in der U23-Wertung.

Video des Veranstalters zum Rennen: https://www.youtube.com/watch?v=jixA9IW7T98

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Der steilste Anstieg im Rennen war zum Glück nur kurz, kostete aber trotzdem viel Kraft.

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Bergab über Stock (Baum) und Stein.

Gesamtwertung

In jedem Rennen wurden, je nach Platzierung, Punkte für die Gesamtwertung vergeben. In meiner ersten Bundesligasaison konnte ich Platz 21 von 65 in der Altersklasse U23 erreichen! Wahnsinn! Auch Patrick Tiefel steht mit Platz 31 in der oberen Hälfte der Tabelle! Ich bin gespannt was die Bundesligasaison 2019 für die SKG bringen wird, jetzt wo die Strecken und die Anforderungen bekannt sind.

Bericht: Dominik Dietzel, Bilder von Nadine Nillius, Jan Bauer und Patrick Tiefel