Etwas unvorbereitet trifft mich der Gewinn eines Startplatzes für die diesjährigen Cyclassics in Hamburg.Aus einer Laune heraus machte ich Dienstags bei der Verlosung der Zeitschrift Roadbike und Festina mit.

Donnerstag, um die Mittagszeit, befinden sich die Startunterlagen im Briefkasten.
Habe ich doch tatsächlich einen von 5 Startplätzen gewonnen.
O weh, sofort meldet sich mein Bauch.
Welche Strecke darf ich fahren ? Wo übernachte ich ? Wie komme ich hin ? Und, und, und...............
 Freitagvormittag  bekomme ich noch ein Zimmer, wenige Gehminuten vom Jungfernstieg entfernt.
Die Fahrt nach Hamburg ist schon eine schöne Einstimmung. Auf dem Weg nach Norden sieht man mehr und mehr Autos die Rennräder geladen haben. Nach kurzer Prüfung der Ladung im Nachbarauto wird auch gegrüßt.
 In Hamburg angekommen mache ich mich sofort auf den Weg zur Akkreditierung.
Ich wähle die 100 km Strecke, da ich noch in den Genuss der Köhlbrandbrücke kommen möchte. Sie soll demnächst  einem größerem Neubau zum Opfer fallen.
Auf dem Jungfernstieg bekomme ich meinen Starterbeutel.
Jetzt sehe ich mich erstmal um. So viele Menschen. Hinter mir endet gerade das Ü15 Rennen.
Bei einem Alsterwasser an der Alster studiere ich den Plan, der im Beutel war. Zu Fuß gehe ich auf Erkundungstour.
"Erst mal gucken wo mein Startblock ist. Hier vorm Kaufhof ! Ja, das find´ ich morgen wieder"
Überall in der Innenstadt sieht man die gelben Starterbeutel über den Schultern hängen. beutel.jpg
Und sofort ist man im Gespräch: " Welche Strecke fährst Du ?"  "Bist Du das erste Mal da ?"
"Aus welchem Startblock startest Du ?"  " Wo ist denn die Pastaparty ?"
Eine tolle Stimmung. Auf der Pastaparty trifft man sich und klönt. Als ich höre wie intensiv sich viele vorbereitet haben, kommen mir die ersten Zweifel. Auf was habe ich mich da eingelassen ?
Das ist keine Feierabendrunde! Das ist mein erstes Rennen !
Um mein mulmiges Gefühl zu beruhigen, beschließe ich das Ganze als einmaliges Erlebnis zu sehen. Dabei sein ist alles.
Ich schlafe relativ gut, aber frühstücken kann ich nicht. Nur ´ne Tasse Kaffee. Die anderen Biker im Hotel futtern seelenruhig ihr Müsli. Jetzt nur noch etwas Luft auf die Reifen pumpen.
 Endlich auf dem Rad ist mein Lampenfieber wie weggeblasen. Ich finde meinen Startblock wieder.

startblock.jpg

Die ersten 10 - 20 Kilometer soll es recht eng und hektisch zugehen. Vorne im Startblock auch. Jeder will die beste Ausgangsposition. Deshalb sortiere mich ein rechts dahinter ein. Da bin ich erstmal aus der Schusslinie.
Die ersten Kurven habe ich heil überstanden, langsam lösen sich meine Bedenken in Luft auf.
Jetzt die Sache nicht zu schnell angehen, eine passende Gruppe suchen und mitfahren. Es kommen ja noch die Berge !
Die Fahrt geht durch den Hafen in Richtung Süden. Ich bin überwältigt, von den vielen Zuschauern, die schon um
8.30 Uhr an der Strecke stehen, und mit ihren Ratschen und Trillerpfeifen richtig Stimmung machen.

publikum.jpg

So lasse ich mich die ersten 30 km dahin treiben, unterhalte mich mit anderen Fahrern die genau so begeistert sind.
Nach den ersten Steigungen zeigt ein Blick auf meinen Tacho: Ich bin zügig unterwegs. Ich stelle die Unterhaltungen ein und hänge mich an die nächste Gruppe die mich überholt. Die ist auf Dauer doch zu schnell.Ich taste mich an die nächste Gruppe heran. Zu langsam ! ...Die nächste ! .....Zu schnell ! .....
Viele Gruppen später, die Harburger Berge liegen hinter mir, kommt die Köhlbrandbrücke näher.koehbrandbruecke.jpg

Da ich gerade alleine fahre, heißt es noch mal beißen. Ich muss versuchen die Gruppe weiter vorne zu erreichen, sonst habe ich keinen Windschutz wenn ich auf die Brücke komme.
 Doch die Brücke zeigt sich von ihrer schönsten Seite: Kein Wind !!!

speicherstadt.jpg
An der Speicherstadt vorbei geht es wieder in die Innenstadt. Was für ein Empfang.
Jubelnde Menschenmengen! Ich drehe mich um. Fährt da etwa Jens Voigt hinter mir ????
Nein !     Alle "Jedermänner" werden so bejubelt.
Noch eine Kurve, dann am Rathausplatz vorbei in die Mönkebergstraße.  Endspurt- ich fahre durchs Ziel 

ziel.jpg

Mein Puls ist jetzt das erste Mal richtig hoch, aber das liegt am begeisterten Publikum.
Ein Blick auf den Tacho zeigt, ich kann zufrieden sein.
Nachdem mein Fahrrad im Auto verstaut ist, mache ich mich frisch geduscht auf den Weg zur
Vattenfall- Lounge. Der Eintritt war Bestandteil des Gewinnes. Bei Champagner und einem
 leckeren Büffet mit sehr netten Leuten und Teilnehmern klönen und auf der Zieltribüne
 das Hauptrennen hautnah verfolgen. Einen besseren Abschluss kann ich mir nicht vorstellen.

PS: Hab´ich gesagt einmaliges Erlebnis ??  Nee, das nächste Mal bin ich vorbereitet !!!

geschrieben von Petra